Liebe Clubmitglieder,

„Wie biete ich korrekt Remis an?“ „Wann darf ich die Uhr anhalten?“ „Darf der Mannschaftsführer Remis anbieten oder nur vorschlagen?“

Im Karree sitzend (vgl. die Bilder) konnten wir letzten Freitag solche und ähnliche wichtige praktische Fragen gemütlich diskutieren – während einer Partie mit Bluthochdruck sollte man über Schachregeln nicht mehr nachdenken müssen.

Der „Austausch über Regelkunde“ mit Matthias Nuding war ein voller Erfolg. Matthias hat uns einen Überblick geboten, die Fragen kompetent beantwortet, und dabei immer wieder auf Nebenpfade hingewiesen. Trotz weiter vorhandener Wissbegier der Teilnehmer haben wir den Abend gegen 22:30 Uhr beendet. Das Fachsimpeln ging dann vorne an der Theke weiter. Doch wie lief der Abend mit Matthias überhaupt ab?

Zu Beginn erhielten wir einen Überblick über die Wissensquellen. Die Turnierordnungen, FIDE-Regeln (Stand 01.07.2017 – hängt künftig am schwarzen Brett) sollte jeder mal angeschaut haben. Meinte Matthias. Auf die Frage, wer diese Regelwerke denn gelesen hätte, blickten glaube ich alle Teilnehmer zu Boden. Da muss gerade etwas Wichtiges gelegen haben. Matthias konnte es nicht glauben ߘꦬt;/span> Matthias Empfehlung: Einfach mal die zutreffende Turnierordnung lesen! Eine gut genutzte halbe Stunde für jeden Schachspieler.

Bereits hier ging Matthias auf Fragen, auf Nachfragen und auf Nachfragen von Nachfragen gekonnt und mit Humor ein. Mannschaftsführer und Spieler konnten ihre Fragen stellen und Überlegungen loszuwerden. Die drei Fälle, in denen ich die Uhr abstellen darf, kenne ich jetzt!

Oft ließ uns Matthias erstmal selbst die Antworten „finden“ – ich sage es ganz offen: mittendrin fragte ich mich, wie ich mit so wenig Wissen und so vielen falschen Antworten die letzten Jahrzehnte überhaupt über die Runden kommen konnte. Manches lag natürlich auch im Keller der Jugendzeit. Aber mit der Zeit fanden wir uns immer besser zurecht und haben neben exaktem Wissen einen wichtigen Part erfüllt: nämlich unser „Gefühl“ weiter entwickelt. 

Nachfolgend mein persönliches Sammelsurium des Abends, um auf den Geschmack zu kommen.

Mit besten schachlichen Grüßen
Euer Johannes

Sammelsurium:

• ·        Quellen: Turnierordnungen, Homepage des DSB, FIDE-Handbuch
  Verlinkungen demnächst auf der Homepage (Danke an Klaus und Wolfgang)
  Auf den genannten Homepages sind auch spannende Einzelfälle beschrieben!
  

• ·        In den bayerischen Ligen und neu jetzt auch in den Bezirksligen gilt die Fischer-Zeit. Wegen des 30-Sekunden-Bonus ist Mitschreiben Pflicht. Es ist aber erlaubt (wird gerne in Zeitnot gemacht), einen Halbzug auszulassen (d.h. ich kann auf den Zug meines Gegners gleich antworten und schreiben dann beide Halbzüge auf). Muss man nicht, darf man aber eben.
  

• ·       Die Schachuhr darf ich in folgenden drei Fällen anhalten:

o   Bauernumwandlung, wenn die entsprechende Figur (z.B. zweite Dame) nicht da ist;

o   Reklamation und holen des Schiedsrichters

o   Regelauskunft beim Schiedsrichter

Und natürlich wenn die Aufgabe erfolgt(e).
Übrigens: Die Uhr wieder anschalten darf nur der Schiedsrichter.

• ·        Der Mannschaftsführer darf seinem Spieler ein Remis empfehlen (z.B. wegen des Wettkampfstandes), erzwingen kann er es nicht. Der Spieler entscheidet in seiner Partie selbst. Wann er die Empfehlung aussprechen darf und wie - tja, da muss man zum Regelabend kommen ߘ᦬t;br style="mso-special-character: line-break;" />

• ·        Remis-Reklamation bei 3-maliger Stellungswiederholung:
  die Stellungswiederholung muss nicht hintereinander sein.
  5-malige Stellungswiederholung: der Schiedsrichter muss Remis geben.
  

• ·        Regelwidriger Zug (z.B. Drücken der Uhr, ohne am Zug zu sein):
  Zeitgutschrift Gegner 2 Min + „angezählt“ (= gelbe Karte).
  
  Der 2. regelwidrige Zug verliert! (= rote Karte)
  Ausnahme: keine Mattmöglichkeit mehr gegeben.
  
  Übrigens: Ziehen mit zwei Händen = regelwidriger Zug
  

• ·        Ausgeschaltetes Handy ist o.k., wenn es in einer extra Tasche liegt (nicht: Jackentasche!).
  Und ausgeschaltet heißt ausgeschaltet, also nicht: Stand-by, Wecker-Klingeln o.A.
  

• ·        Vertauschte Farben (falsche Farbverteilung): bis 20 Halbzüge neuer Beginn, danach Weiterspielen.
  

• ·        Grundsätzlich ist das Sich-hinter-den-Gegner-stellen nicht erlaubt.
  

• ·        Originalformulare gehören dem Veranstalter.
  

• Im Streitfall (und wenn man sich nicht einigen kann) sollte ich darauf hinwirken, dass der Schiedsrichter eine Entscheidung trifft. Diese kann dann mit dem Einspruch angegriffen werden. Ohne Entscheidung kann ich auch keinen Einspruch einlegen.
  Im Protestfall muss dieser auf dem Spielformular festgehalten werden. Ohne schriftliches Festhalten kann ich später keinen Protest einlegen.
  
  
• (...) [Platz für Deinen nächsten "Regelfall" ߘݦlt;/li>